Am 15. Mai, erhielt die Grundschule Gellenbeck großen Besuch: Jürgen Fluhr, Gründer und 1. Vorsitzender der Indienhilfe Deutschland, und Pater Franklin, der mit seinen beiden Kollegen für zehn Tage in Deutschland ist, informierten die Schülerinnen und Schüler und das gesamte Kollegium über ihre Arbeit in Indien. Außerdem zeigten sie viele Fotos, um den Kindern auch einen visuellen Einblick in ihr Wirken im Tribal Hostel in Bhopal zu verschaffen.

 

„Heute ist ein ganz besonderer Tag“, begrüßte Schulleiter Jürgen Witte seine kleinen Zuhörer und ebenso seine Gäste. Er erklärte den Ablauf des etwa einstündigen Programmes und übergab schließlich Jürgen Fluhr das Wort, der die mitgebrachten Bilder kommentierte. Zu Beginn seiner Präsentation waren vor allem Fotos aus der Partnerschule zu sehen: Viele Kinder, die singend, tanzend und spielend in die Kamera lächelten. „Als Begrüßung erhält man von den Kindern immer eine schöne, große Blumenkette und einen Punkt auf die Stirn“, erklärte der Gründer der Indienhilfe Deutschland. Auch die Bilder, auf denen die Schülerinnen und Schüler des Tribal Hostels in Reih und Glied auf dem Schulhof stehen und beten, erläuterte er: „Wie ihr seht, tragen die Schüler in Indien Schuluniformen. Die Grundschüler sind in Rot gekleidet, das wärt ihr also auch, und die Schüler der weiterführenden Schulen tragen Blau.“ Außerdem berichtete er, dass die Kinder, die Pater Franklin aufnimmt, Straßen- und Waisenkinder sind oder teilweise auch Kinder leprakranker Eltern. „Aber schaut euch ihre Gesichter mal an: Alle sind glücklich und sie freuen sich darüber, in die Schule gehen zu können.“ Auch Bilder vom Inneren des Gebäudes wurden gezeigt: Fluhr erklärte, dass die Kinder regelmäßig von Ärzten untersucht werden, dreimal am Tag Essen bekommen und dass sie in ihren Klassenräumen nicht nur unterrichtet werden, sondern dort auch spielen und auf dem Boden schlafen würden. Jedes Kind habe einen eigenen Koffer, in den alles hineinpasst, was es besitzt. Auch ein Teller für das Essen: Mit großen Augen betrachteten die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Gellenbeck die Fotos, auf denen die Kinder des Hostels in einer langen Reihe vor einem großen Topf stehen und anschließend in der Hocke auf den Fluren essen. „Fast alles findet auf dem Boden statt“, beschreibt Jürgen Fluhr. „Wenn die Kinder größer sind, können sie bei uns auch bestimmte Ausbildungen machen“, fährt er fort. „Die Mädchen können in eine Nähschule gehen oder den Beruf der Krankenschwester lernen, die Jungs werden Mechatroniker oder Schweißer.“

 

Des Weiteren zeigte er den Kindern auf, wie wichtig das Thema „Wasser“ in Bhopal und in ganz Indien ist: Über 2000 Brunnen sind bereits gebaut worden und ebenso einige PAULs. Die Abkürzung PAUL steht für Portable Aqua Unit for Lifesaving, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie „Tragbare Wasseranlage zur Lebensrettung“. Diese Wasseranlagen filtern unter Anderem Bakterien und Viren aus dem Brunnenwasser und sorgen somit auch dafür, dass die Kinder nicht mehr so schnell krank werden. Mit dieser Überleitung der Wassernot kam Jürgen Fluhr auf die ursprünglichen Lebensverhältnisse der Kinder zu sprechen. Unter erstaunten Ausrufen der jungen Zuschauer zeigte er Fotos aus den Slums und aus dem Dschungel, in dem die Familien oft in simplen Holzhütten leben. Hier betonte er diesmal, dass die Gesichter der Kinder alle viel trauriger aussehen.

 

In den Hostels und Schulen sind zur Zeit 1500 Kinder untergebracht. Im letzten Jahr waren 410 Kinder aufgenommen worden, in diesem Jahr bereits 150. Da die meisten Kinder auf der Straße leben, haben sie keine Chance auf Bildung und bleiben so in einem ewigen Teufelskreis der Armut. Dagegen wollen Jürgen Fluhr, der zusammen mit seiner Frau die Indienhilfe vor acht Jahren gegründet hatte, Pater Franklin, der seit 40 Jahren Priester ist und die „Seele“ der Hostels verkörpert, Father Attley, der Prior und Father Kishore, der Schulleiter des Tribal Hostels, sich stark machen. Zur Zeit arbeitet der Verein an einem neuen Projekt, bei dem den jungen Menschen im Bundesstaat Madhya Pradesh in Zentralindien eine kaufmännische Ausbildung an einem College ermöglicht werden soll.

 

Nachdem Jürgen Fluhr seine Präsentation beendet hatte, griff Pater Franklin zu seiner Gitarre und begrüßte die Kinder ebenso: „Ihr seid wunderbare Kinder! Ihr bringt den Himmel auf die Erde“, rief er und stimmte den „Schnullersong“ an, den die Schülerinnen und Schüler bereits kannten und begeistert aus vollem Halse mitsangen. Im Anschluss an diese herzliche Darbietung wurde im Beisein des Schülerrates aus Gellenbeck und Natrup-Hagen der Vertrag für die Patenschaft der beiden Schulen von Jürgen Fluhr, Pater Franklin und Schulleiter Jürgen Witte unterzeichnet.

 

Bereits im Sommer 2015 haben sich die Kinder und Lehrer an der Grundschule Gellenbeck während einer Projektwoche mit dem Land auseinandergesetzt. Die Schülerinnen und Schüler waren über die Zustände in Indien informiert worden und auch geografische, religiöse und kulturelle Aspekte wurden besprochen. Es waren Elemente in den Musik- und Religionsunterricht eingebaut worden und auch das Thema Ernährung stand auf dem Plan. In diesem Rahmen war auch die beachtliche Summe von ca. 3000 Euro gesammelt worden, von der ein großer Teil der Indienhilfe zugutekam. Im vergangenen Jahr waren außerdem zwei Lehrerinnen der Grundschule Gellenbeck, Maria Aach und Uta Plickert, nach Indien gereist, um sich vor Ort einen Eindruck über die Situation verschaffen zu können. Anschließend hatten auch sie ihren Schülern viele Fotos mitgebracht.

 

Auch in Zukunft möchte die Grundschule Gellenbeck viel für die Patenschaft mit Bhopal tun: Es wird in manchen Pausen Kuchen verkauft werden und auch auf dem Winterflohmarkt des Fördervereines im November wird es einen Stand geben, an dem nur Dinge für Indien verkauft werde sollen, um auf diese Weise Spenden zu sammeln. Die Kinder werden außerdem Briefe an ihre gleichaltrigen indischen Freunde schicken können, die vor Ort übersetzt werden und die Viertklässler der Grundschule Gellenbeck werden vielleicht bald auch Grüße auf Englisch verschicken können.

Der erfolgreiche und informative Morgen wurde damit abgeschlossen, dass Pater Franklin, Father Attley und Father Kishore  gemeinsam ein indisches Lied sangen und anschließend mit Herrn Fluhr in einzelne Klassen gingen, um mit den Schülerinnen und Schülern im kleineren Rahmen ins Gespräch zu gehen und um ihre Fragen zu beantworten.

 

 Quelle: Annika Berelsmann, HAGENER MARKTBOTE